Auch wenn's mir schwer fiel, aber ich hab Detlef Streichs zitierten Predigtauszug von R. Fehr nochmals vor meinem geistigen Auge vorüberziehen lassen. Was dabei grundsätzlich auffällt, ist Folgendes:
Es werden Heilsbedingungen aufgestellt (ganze Liebe, ganzer Glauben, ganze Hoffnung, keine Halbheiten, keine Zweifel usw., usw.), die es zu erfüllen gilt. Damit wird - bewusst oder unbewusst - vorab aller sonstigen Heilskategorien dem Geist der Werkgerechtigkeit das Wort geredet. Denn was ist mit all jenen, die aufgrund ihrer individuellen Lebenssituation, der Zu- und Umstände, in denen sie einmal standen oder noch stehen oder der Erfahrungen, die sie machen mussten usw., genau diese Bedingungen nicht erfüllen KÖNNEN???
Ich nehme mal bewusst ein Extrembeispiel, weil der Zusammenhang hier am schnellsten deutlich wird: Angenommen ein Kind ist von seinem Seelsorger vergewaltigt worden und kann aufgrund dieses einschneidenden Erlebnisses kein Vertrauen mehr gegenüber der Spezies "kirchliche Würdenträger" (und damit verbunden meist auch Kirche) aufbringen.
Oder, um die NAK-Entschlafenenlehre ins Spiel zu bringen: Eine Seele in der jenseitigen Welt wurde als Ketzer von der Kirche verurteilt und verbrannt.
Die Zahl weiterer Beispiele - mehr oder weniger dramatisch - ist Legion.
Wie sollten diese Menschen jemals die vorgenannten Bedingungen - die sich abgesehen von dem verhunzten und für alle Zeiten vermauerten Gottesbild immer auch auf den Mittlerschaftsaspekt der Kirche und ihrer Würdenträger beziehen - erfüllen?
Noch konkreter: Um was für ein Heil handelt es sich hier, das nur über diese Vorbedingungen erfahrbar wird und welcher Gott bzw. welches Gottesbild steckt hinter solchen Forderungen???
Ich fürchte, mehr als der halben Menschheit und sicherlich der Mehrheit der Seelen in der jenseitigen Welt wäre damit der Weg zu ihrem ganz persönlichen Heil verbaut.
Was sagt uns das ...
